Sektor-Selektion: Höhere Sharpe Ratio durch Strategie-Diversifikation

Update im Januar 2015

In diesem kurzen Fallbeispiel zeigen wir, dass innerhalb eines regionalen Aktien-Universums Diversifikation durch die Kombination von unabhängigen Strategien erreicht wird. Die Sharpe Ratio kann sich dabei signifikant erhöhen, bereits ohne dass eine Gewichtungsmethodik oder ein Overlay zur Absicherung genutzt wird.

 

Universum

Die europäischen Supersektoren, die aus dem STOXX Europe 600 Index abgeleitet sind, sollen hier das Investment-Universum darstellen. Auf der einen Seite ist der Index bereits stark diversifiziert, da dieser sich aus Aktien von 16 europäischen Ländern mit fünf unterschiedlichen Währungen zusammensetzt. Auf der anderen Seite finden wir mit 19 Supersektoren[1] eine ausreichende Anzahl an Instrumenten für eine sinnvolle Selektion und Konzentration in einem Portfolio vor. Ein weiterer Vorteil dieser Sektor-Indizes ist die Verfügbarkeit von handelbaren Vehikeln (wie ETFs), die auf Basis der Liquidität der zugrunde liegenden Aktien optimiert sind. Ein Faktor, der bei Implementierung nicht zu vernachlässigen ist.

 

Strategie-Diversifikation

Drei unterschiedliche Strategien werden zur Diversifikation kombiniert. Entscheidend ist, dass diese Einzel-Strategien zu voneinander unabhängigen Selektionsentscheidung führen. Jede Strategie hat ihre eigenen systematischen Selektionskriterien. Dies bedeutet nicht, dass die aggregierte Sektoren-Auswahl automatisch zu niedrigerer Korrelation in jedem Zeitraum führt. Das Ziel der Diversifikation über mehrere Strategien mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Eigenschaften ist eine mittel- bis langfristige Verbesserung der Performance-Kennzahlen im Portfoliokontext. Die Sharpe Ratio kann als solch eine Kennzahl gelten, aber bspw. auch der Quotient aus Rendite p.a. und maximalem Verlust zeichnet ein hilfreiches Bild.

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Tabelle 1: Die Tabelle zeigt, dass jede der drei Einzel-Strategien auf die Europa-Sektoren bereits den Markt nach Rendite und Sharpe Ratio übertrifft. Die Kombination der Strategien verbessert alle relevanten Performance-Kennzahlen gegenüber jeder Einzel-Strategie und gegenüber dem Markt. Simulation für den Zeitraum 2004 bis Ende 2014. Keine Gebühren oder andere Kosten berücksichtigt. Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Die erste Strategie ist ein Risk On/Off-Ansatz. Ein Indikator wird berechnet, der besagt, ob die aktuelle Markt-Performance von risikoreicheren oder defensiveren Sektoren getragen wird. Die zweite Strategie bildet eine einfache Trendfolge ab, die Sektoren auf Basis ihres Momentums gegenüber dem Markt selektiert. Die dritte Strategie verfolgt einen Low Volatility-Ansatz. Dieser soll in einem Portfolio-Zusammenhang einen Teil der

höheren Volatilität und des erhöhten Risikos der zwei anderen Strategien teilweise kompensieren.[3] Für die Auswahl der Sektoren unter dem Low-Volatility-Ansatz beginnen wir mit einer Einteilung der 18 Sektoren in Volatilitäts-Gruppen. Da keinerlei Prognosen genutzt werden sollen, wird die historische realisierte Volatilität berechnet, um die Gruppen zu bestimmen. Aus diesen Volatilitäts-Gruppen werden immer zwei Sektoren in das Portfolio aufgenommen. Obwohl beide Sektoren durch die niedrige Volatilität ein gemeinsames Merkmal haben, zeigen sie für bestimmte Zeiträume ganz unterschiedliche Rendite-Treiber auf.

Die Sektoren-Auswahl findet nur einmal monatlich statt. Keine Strategie erhält eine Allokation von mehr als 50%.

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Chart & Tabelle 2: Der Chart zeigt die Europa-Sektoren-Selektion (goldfarben), in der alle drei Einzel-Strategien kombiniert und zu jeder Zeit 100% investiert sind. Die blaue Linie stellt die gleiche Strategien-Kombination mit einer dynamischen Gewichtung zwischen 0% und 100% dar. Die Tabelle hebt die Verbesserung der Risikokennzahlen durch die Gewichtungsmethodik hervor. Simulation für den Zeitraum 2004 bis Ende 2014. Keine Gebühren oder andere Kosten berücksichtigt. Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Performance

Die Eigenschaften dieser Kombination, ohne jegliche Anwendung eines Overlays oder einer Gewichtungsmethodik, sehen zufriedenstellend aus. Mit einer konstanten Investitionsquote von 100% hätte es in den letzten elf Kalenderjahren zwei negative Jahre (2008 und 2011) gegeben. Mit -28% in 2008 war die Strategie-Kombination noch 15 Prozentpunkte besser als der Markt im selben Jahr. Die wertvollste Verbesserung durch die Strategie-Diversifikation sieht man bei Rendite und Volatilität. Beispielsweise konnte die Momentum-Strategie im Folgejahr der Krise 2008 eine doppelt so hohe Rendite aus der Aufwärtsbewegung erzielen wie die Low-Volatility-Strategie oder der Gesamtmarkt.

 

Gewichtungsmethodik

Um nicht blind den Marktbewegungen während der negativsten Marktphasen ausgesetzt zu sein, wird eine Gewichtungsmethodik für die Gesamtstrategie hinzugefügt. Basierend auf einer systematischen monatlichen Analyse des Trendstatus der europäischen Sektoren werden Gewichte zwischen 0% und 100% berechnet. Der Einsatz dieser Gewichtungsmethodik verringert die Zeit, in der die Gesamtstrategie im Markt investiert ist. Rund 29 Monate der letzten elf Kalenderjahre oder 22% der Zeit wäre die Europa-Sektoren-Selektion nicht im Markt investiert gewesen. Über den gesamten Zeitraum lag die durchschnittliche Gewichtung bei 70%. Wie erwartet, verbessern sich die maßgeblichen Risikozahlen, während sich unterdessen die Rendite nicht verringert.

 

Fazit

Durch das Kombinieren von drei Strategien, die verschiedene Selektionskriterien auf ein Anlageuniversum anwenden, zeigten wir die Vorzüge von Strategie-Diversifikation auf. Das Zusammenfassen von unterschiedlichen Risiko-Rendite-Treibern in einem Portfoliokontext bietet hier implizit einen Schutz gegen Abwärtsphasen, ohne das Aufwärtspotenzial einzuschränken. Um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, in den negativsten Marktphasen voll investiert zu sein, kann eine dynamische Gewichtung eingesetzt werden, die das Risiko weiter absenkt.

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[1] 18 Supersektoren stehen zur Auswahl. Der Immobilien-Sektor wird nicht berücksichtigt.
[2] Subjektive Risiko-Kategorisierung. Volatilität ist hier nicht die einzige Bestimmungsgröße des Risikos. Der maximale Verlust und die Sharpe Ratio haben in diesem Fall ebenfalls Einfluss auf die Eingruppierung in Risikogruppen.
[3] Obwohl das höhere Risiko der Risk On/Off-Strategie nicht unbedingt aus den Kennzahlen (siehe Tabelle 1) abzulesen ist, sehen wir diese als grundsätzlich recht risikoreich an. Es wird unter dieser Einzel-Strategie lediglich ein Sektor ausgewählt, während beim Trendfolge-Ansatz immer drei selektiert werden.