ETFs zu handeln wird zumeist als triviale Tätigkeit angesehen, die dem Portfoliomanagement nachgelagert ist. Argumente, wie „ETFs können wie Aktien gehandelt werden“ tragen zur Vernachlässigung bei der Ausführung von Orders bei. Es zeigt sich in den folgenden Zahlen, dass der Handel eine untergeordnete Rolle spielt. Die Erkenntnis, dass auf Grund der Vielzahl der Handelswege und -Möglichkeiten zwar leider die Trivialität verschwindet, aber gleichzeitig direkt Rendite zu gewinnen ist, kann zu einem besseren Handels-Setup in der Zukunft führen.
Auf die Frage nach dem Mehrwert, der durch den Einsatz von ETFs für den Kunden generiert wird, antwortete mehr als ein Drittel der Vermögensverwalter mit Timing / schneller Reaktion. Wir sahen in unserer Auswertung, dass es offensichtlich bei diesen Vermögensverwaltern auch im Handel so bedacht wird. Unter allen, die Timing als Mehrwert nannten, nutzen 90% die Börse als Handelsweg für ETFs und das praktisch ausschließlich. Dies steht denen gegenüber, die Timing nicht nannten und zu 36% zum NAV ordern.
Lediglich bei 20% der Vermögensverwalter werden Handelbarkeit und Handelskosten bei der ETF-Selektion berücksichtigt.
ETF spezifische Handelsinformationen
Reicht der Handel über die Börse aus, wenn keine weitere Ausführungsstrategie oder ein Partner beim Handel vorhanden ist? Im Vergleich zu den 38% der Vermögensverwalter, die seit 2011 ETFs einsetzen, haben nur 27% der frühen ETF-Anwender einen eigenen Broker oder Handelspartner spezifisch für ETF-Orders gewählt.
Nur ca. ein Drittel der Vermögensverwalter erhält von seiner Bank oder seinem Handelspartner eine Pre-Trade-Analyse. Diese dient dazu, vorab den ETF im Hinblick auf einen optimalen Handel zu analysieren und daraus eine Strategie zur Ausführung abzuleiten.
Dass dem Handel insgesamt ein stiefmütterliches Dasein zukommt, zeigt die Frage nach den Selektionskriterien von ETFs untereinander. Nur 20% erwähnen, die Handelbarkeit und Handelskosten von ETFs in der Selektion zu berücksichtigen.
MIFID / Best Execution
Die Vorgaben zu Mifid und insbesondere zu Best Execution für den Handel, will kein Vermögensverwalter missachten. Es handelt sich um eine von derart vielen regulatorischen Vorgaben, die bestenfalls mit geringem Aufwand bzw. mit höchster Wahrscheinlichkeit diese einzuhalten, in den täglichen Prozessen implementiert werden soll.
Diese Abwägung hat selten derart direkte Konsequenzen auf die Rendite eines Portfolios wie bei der Orderausführung. 35% aller ETF-Nutzer verzichten auf mögliche Handelsoptionen, die möglicherweise ihre Ausführungen und damit Rendite verbessern könnten, aus Sorge mit diesen Handelsoptionen gegen Best Execution verstoßen zu können.
Intraday
Unter den Vermögensverwaltern, die vor 2011 ETFs bereits einsetzten, findet sich kein Teilnehmer unserer Umfrage, der aktuell oder in Zukunft intraday handeln muss. Der Aufbau und Abbau von Positionen innerhalb eines Tages ist demnach nicht notwendig.
Bei dem Thema sind die später hinzugekommenen ETF-Anwender unter den Vermögensverwaltern offener. Immerhin ein Viertel nutzt oder plant Intraday-Strategien zu nutzen.
Auch bei der Nutzung des optimalen Handels werden zumindest mehrere Optionen eingebunden. 75% der haben aktuell schon mindestens zwei Handelswege über die sie Orders erteilen. OTC/Risk Trades werden von 50% berücksichtigt. Das ist ein deutlicher Unterschied zu nur 13% bei allen anderen Vermögensverwaltern, die ETFs einsetzen.
Kein Weg zurück zu aktiven Fonds
Wir wollten wissen, ob Vermögensverwalter aktive Fonds wieder stärker einsetzen würden, wenn der Großteil der aktiven Fonds intraday oder generell flexibler zu handeln wäre. Dreiviertel der Teilnehmer verneinten dies.
Demnach ist für aktive Fonds selbst bei dieser Verbesserung die Tür bei den meisten Vermögensverwaltern geschlossen. Einmal verlorenen Boden gegenüber ETFs scheinen sie, zumindest nicht mit Maßnahmen zum besseren Handel, zurückgewinnen zu können.
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